Kraftfutter und Müsli - oder auch 50 % Sonstiges
Heute möchte ich euch erzählen wie und was ich füttere und
warum. Vor allem zur Kraftfutterfütterung habe ich mir lange und viele Gedanken
gemacht. Ein großer Auslöser dazu war eine Erfahrung die ich vor ein paar
Jahren auf einer Messe gemacht habe. Wie auf jeder Messe standen viele
Futterhersteller auf ihren Ständen und präsentierten viele duftende und bunte
Müslis. Wenn man daran roch wollte man sie am liebsten selber verputzen. Das kann
doch nur gut sein für mein Pferd!!! Da ich mich natürlich nicht so leicht
überzeugen ließ, schaute ich mir bei einem Stand, ich kanns ganz offen sagen,
es war Pavo, ein Müsli etwas genauer an. Ich nahm eine Handvoll und kramte in
den Körnern herum. Dann fragte ich den Vertreter, was das denn für ein Körnchen
ist? Er schaute nur verdattert und gab dann zu es nicht zu wissen. Ich nahm ein
weiteres und auch hier konnte er mir nicht sagen was es war. Also sagte ich zu
ihm, ob sie nicht mal wissen was in ihrem eigenen Müsli drin ist? Da wurde er
dann nervös und holte einen zweiten Vertreter der leider auch nicht weiter
wusste.
Ich war ziemlich schockiert. Wie kann man etwas verkaufen,
etwas dass unsere allerliebsten Vierbeiner dann fressen sollen, und nicht
wissen was drin ist? Aber es ist nun mal so, dass eine genaue Inhaltsangabe,
sowie bei den Lebensmittel, bei Futtermittel nicht Pflicht ist.
Des weiteren hat es mich dann auch nicht mehr sonderlich
überrascht, als ich bei manchen Angaben gelesen habe: 48 % Sonstiges. 48 %
!!!!! Das ist fast die Hälfte. Wenn ich also einen Futtersack kaufe, kaufe ich
52 % Getreide etc. und 48 % an Dingen die sich keiner traut reinzuschreiben.
Ab da hat sich das Thema Müsli bei mir erledigt. Ich hab
mich also weiter schlau gemacht. Meine Pferde bekamen bis dahin eigentlich nur
Heu, Stroh, Gras auf der Weide im Sommer und hatten einen Salz- und einen
Mineralleckstein.
Es gibt natürlich auch Hersteller die qualitativ
hochwertigere Müslis produzieren, bzw. Müslis mit höherem Getreideanteil
anstatt lauter Abfallprodukte die den Hersteller nichts kosten. Wir bezahlen
aber als hätten wir gerade einen Sack Gold gekauft. Darum hab ich mir einmal
die Getreidesorten genauer angeschaut.
Weizen, der oft in Müsli enthalten ist, ist aufgrund seiner
schlechten Verdaulichkeit und seines großen Anteil an Klebereiweis eigentlich
nicht für die Pferdefütterung geeignet. Weizen belastet also die Verdauung
eigentlich, anstatt diese zu fördern.
Gerste hat eine sehr harte Schale und ist unverarbeitet auch
relativ schwer verdaulich fürs Pferd. Wird Gerste jedoch gequetscht steigt die
Verdaulichkeit um 15 – 20 %. Gerste hat annähernd einen gleichen Energiegehalt
wie Hafer, nur fließt diese Energie langsamer in den Stoffwechsel ein als
Hafer. Somit stellt gequetschte Gerste eine gute Kraftfuttergrundlage dar.
Hafer wird schon seit ich denken kann und noch viel länger
in der Pferdefütterung verwendet und das hat auch einen Grund. Hafer ist das leichtverdaulichste
Getreide für ein Pferd und muss nicht gequetscht oder gar thermisch
aufgeschlossen werden. Hafer enthält nicht mehr oder weniger Eiweiß als z.B.
Gerste. Außerdem enthält Hafer viele wertvolle Fettsäuren, was ihn von andern
Getreiden wesentlich unterscheidet! Die Energie des Hafers ist hochverdaulich
und tritt somit sehr schnell in den Stoffwechsel des Pferdes ein. Der Spelz des
Hafers regt außerdem zum Kauen an.
Warum haben so viele Leute Angst vor Hafer? Weil das Pferd
dadurch verrückt wird??? Man sollte eines nicht vergessen. Schüttet man seinem
Pferd täglich drei mal 1 – 2 Liter Müsli in den Trog, ist davon nur ein
geringer Teil wirklich Energie. Auch solche Inhalte wie Dinkelspelzen (die die
Verdauung ja auch anregen und in Maßen nicht schlecht sind) liefern aber keine
Energie. Das heißt wenn ich das Müsli eins zu eins durch Hafer ersetze, kann
sich jetzt hoffentlich jeder gut vorstellen was dann passiert.
Warum meine Pferde weiterhin nur Heu, Stroh, Gras im Sommer
und einen Salz- und Mineralleckstein bekommen?
Die Grundlage der Pferdefütterung ist Heu. Heute muss kaum
noch ein Pferd 4 -8 Stunden am Feld arbeiten. Das heißt für die meisten Pferde
genügt auch qualitativ hochwertiges Heu. Und auch Heu hat Energie. Würde man
den Großteil des Kraftfutters durch mehr Heu ersetzen, hätten heute viel
weniger Pferde Probleme mit der Verdauung und Reiter weniger Probleme mit ihren
Pferden. Und falls eins unserer Pferde doch mal etwas zu wenig Energie hat,
greifen wir zu unserem qualitativ hochwertigen Bio Hafer, vielleicht auch mal zur Gerste. Das
kommt nicht nur günstiger, sondern ich weiß auch ganz genau was mein Pferd da
frisst.
Falls ich (ich bin ja auch nur ein verrückter Pferdemensch)
doch einmal nicht darauf verzichten kann meinem Pferd im Winter etwas Leckeres
zuzubereiten, dann hab ich hier noch folgendes Rezept für euch.
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Eine Hand voll Leinsamen (diese müssen unbedingt
vorher abgekocht werden, ansonsten können sie giftig sein)
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Eine halbe Schaufel Weizenkleie
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Eine Schaufel gequetschten Hafer oder Gerste
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Für mehr Struktur kann man auch noch eine Hand
voll Heucobs dazugeben
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Mit Wasser aufgießen und ordentlich quellen lassen.
Karotten dazugeben und fertig!